Leaving Hope

Leaving Hope & Support – 24.09.2005, JuZ Ost Ahlen

Jaha, endlich mal wieder ein zünftiges Metalkonzert in Ahlen. Dazu noch mit lokaler Beteiligung von Leaving Hope, die seit eineinhalb Jahren mehr oder minder in der Versenkung verschwunden waren. Umso mehr war ich gespannt, wie die Jungs nach dieser langen Schaffenspause, nun wieder verstärkt mit einer zweiten Gitarre, klingen würden.

Aber erst mal zu der Enttäuschung des Abends: Leider scheint es immer mehr zur Gewissheit zu werden, dass Metal in Ahlen ins Abseits gerät. War vor fünf Jahren ein Metalkonzert mit heimischer Beteiligung ein Garant für eine volle Hütte, so sieht dies anno 2005 schon ganz anders aus. Anders ist es kaum zu erklären, dass sich grob geschätzt gerade mal 50 Nasen ins Jugendzentrum Ost verirrten. Traurig, aber war…

Anti Culture

Anti CultureNun aber zum Abend selbst: Anti Culture aus Arnsberg eröffneten den Reigen – und überraschten auf ganzer Linie. Sahen die Jungspunde eher so aus, als ob sie aus dem alternativen Lager kämen (vom Misery Index-Shirt von Sänger und Gitarrist Sebbe mal abgesehen), gab es bereits hier schon mächtig was auf die Fresse: eine coole Mischung von Thrash und Death, technisch überaus versiert, wurde den Leuten mit voller Wucht um die Ohren gehauen. Zwar nervte es, dass die Drums von Viely zu laut ausgesteuert waren, so dass vor allem die Soli von Sebbe und Sven an der zweiten Axt (der bei seinen Screamparts etwas übermotiviert wirkte) im Soundmatsch untergingen; dies tat aber der Qualität der Songs keinen Abbruch.

Überwiegend gab es Geballer mit einzelnen Blastattacken, während in den Verschnaufpausen stumpfe Riffs zum Matte schütteln einluden. Leider ging während des gesamten Gigs keiner darauf ein, hielt das Publikum doch respektvollen Abstand zur Bühne. Wenn man bedenkt, dass die Band, die durch Belki (übrigens seltsamer Spitzname) am Bass komplettiert wird, erst seit einem Jahr besteht, ist es echt beachtlich, was da schon an Potenzial durchschimmert (allein schon die Soli der beiden Flitzefinger!). Kleinere Verspieler konnte man der blutjungen Truppe (bis auf den 23jährigen Sven ist keiner älter als 18!) nicht übel nehmen, so unbefangen spielten Anti Culture auf. Nebenbei brüllte und krächzte Sänger Sebbe seine Songs so was von rotzig ins Mikro, dass es eine helle Freude war. Daumen hoch (und Daumen runter fürs Publikum, die es der Band echt nicht einfach gemacht haben; ne ordentliche Moshfront wäre hier mehr als angebracht gewesen)!

Victima

VictimaMit der Trägheit des Publikums haben auch Victima aus Greven zu kämpfen. Vielleicht passten die Jungs um Fronter Frank auch nicht wirklich ins Billing, gab es hier keyboardlastigen Power Metal der alten Schule. Allein an der routinierten Performance der Recken merkte man Victima an, dass sie mehr Publikum gewohnt sind. Die Reaktionen auf Songs wie „Fight for glory“ und „Parasite“ halten sich in Grenzen; und auch mir ist diese Art von Mucke einfach zu cheesy und zu soft, weil es zig Bands gibt, die genauso klingen. Ist aber auch Geschmackssache, nicht jeder mag schließlich auch Death Metal. An der Performance von Victima gab es jedenfalls nichts zu meckern.

Leaving Hope

Und wer hätte es gedacht: Als Leaving Hope die Bühne enterten, standen einige Moshbereite sogar vor der Bühne (trotzdem erinnerte die Atmosphäre während des gesamten Abends eher an eine öffentliche Bandprobe). Gespannt blickte man vor allem auf Hardy, der sein Debüt nach vier Monaten Bandzugehörigkeit gab. Aber cool, wie er nun mal ist, zeigte er den gesamten Abend keine Spur von Nervosität und zockte sogar schon einige geile Soli. Am Sound von Leaving Hope hat sich (Gott sei Dank) nicht allzu viel geändert; nach wie vor dominieren stumpfe, tonnenschwere Riffs, die zum Kopfrotieren einladen, immer wieder unterbrochen von heftigen Knüppelattacken. Beim Song „Leaving Hope“ war dann auch endlich ein kleiner, aber feiner Moshpit am Start, während Sänger Klossi seine Lyrics ultrabrutal ins Mikro brüllte und die Lyrics auch mit netten Gesten auf der Bühne untermalte. Jacek schrubbte wie immer superlässig seine Riffs runter, während Fabian am Bass den pulsierenden Untergrund bildete.

Mit Spannung wurde das von Hardy geschriebene „Possessed“ erwartet: hier wurden die Zuhörer von einer Death Metal- Walzmaschine platt gewalzt; geile und seeeehr tiefe, stumpfe Riffs bestimmten den Song, der ganz auf Drummer Weber zugeschnitten ist, welcher sein Kit äußerst variabel und geil zertrümmerte. Cooler Song! „My pleasure“ und „Seventh victim“ waren wieder typische Leaving Hope-Kost und traten ganz gut Arsch. Als Zugabe gab es dann noch dann die Leaving Hope-Interpretation von Metallicas „For whom the bell tolls“, eine geile Mischung aus Doom und Blast, bevor dann Sense war. Hardy ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Band und fügte sich an diesem Abend sehr gut ein. Bleibt zu hoffen, dass das auch so bleibt und Leaving Hope künftig richtig durchstarten können – und das vor einem zahlreicheren und enthusiastischeren Publikum als in Ahlen.

Autor: Döni

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