Dong Open Air 2005, Neukirchen-Vluyn

Dong Open Air, Freitag 15.07.2005

Was war die Vorfreude auf das Dong Open Air bei mir groß; schließlich sollte dies das erste komplette Festival für mich seit drei Jahren werden (mit dieser Euphorie bin ich auch während des Festivals dem ganzen Mob auf den Sack gegangen, was mir später noch eine verlorene Wette um fünf Bier und einen Döner bescheren sollte…aber das ist eine andere Geschichte). Das Line Up hörte sich schon im Vorfeld sehr interessant an; und der Preis für das Ticket ging ja auch wohl voll in Ordnung.

Synasthasia

Leider hatten wir am Freitag die Fahrzeit etwas unterschätzt, so dass wir den Opener Ravage, der kurzfristig für die verhinderten Drawline einsprang, verpassen. Was aber aus dem Festivalzelt nach draußen schallt, hört sich sehr viel versprechend an. Von Synasthasia bekomme ich leider nur die letzte Viertelstunde mit (so ein Zelt zum Schlafen baut sich ja auch nicht von alleine auf – noch mal dicken Dank an Porno!). War ich vor zwei Jahren, als Osyris auf dem Dong Open Air spielten, auch nur den Freitag da, drückte mir zu der Zeit irgendein Bandmitglied eine Promo-CD in die Hand. Wirklich vom Hocker hauen konnte mich das Gehörte nicht; aber anno 2005 klingt der Power Metal der Jungs ziemlich frisch und originell, was vor allem an den coolen zweistimmigen Gitarrenläufen und den Thrasheinschüben liegt. Der Gesang von Fronter Dennis P. Schunke, der optisch eher wie ein Hardcorebolzen rüberkommt, ist super und nie nervig, während einer der Gitarristen ab und an fiese Growls hinzusteuert. Bei „Discovery of the mask“ gibt es auch noch ein lustiges Stagediverspielchen, bei der es die überschaubare Menge doch tatsächlich schafft, die Diver bis zum Mischpult und wieder zurück zur Bühne zu tragen. Respekt!

Orkus

Die anschließenden Orkus sind für mich das erste Highlight des Festivals. Geboten wird eine Mischung aus Black- und Death Metal, der mich nicht selten an Dissection erinnert, so geil sind die Gitarrenmelodien und so fett die einzelnen Knüppelparts. Am besten gefällt mir Sänger und Gitarrist Dod noch, wenn er fies keift und kreischt, während die clean gesungenen Passagen eher mittelprächtig sind – was aber auch am Sound liegen kann. Das Publikum rastet zwar nicht komplett aus, ruft die Band aber noch für eine Zugabe zurück auf die Bühne. Ganz großes Tennis!

Perzonal War

Für einige waren Perzonal War eindeutig zu früh im Billing platziert, was ich auch nur bestätigen kann. Schon beim ersten Song füllt sich das Zelt zunehmend mehr, und die Jungs geben vom ersten bis letzten Moment ordentlichst Gas. So langsam wühlt sich das Quartett aus dem Untergrund hervor, und wird von allen mächtig abgefeiert. Vom Sound her gibt es fetten Thrash mit eingängigen Refrains; ein geiler Moshpart folgt dem nächsten – nur das Gepose und Gehabe von Sänger/Gitarrist erinnert mich zu sehr an James Hetfield. Alles in allem aber ein starker Auftritt… [Döni]

Sycronomica

…den die bajuwarischen Black Metaller von Sycronomica erst mal überbieten müssen. Nach einem zunächst noch etwas albernen Intro legen Sycronomica mit fettem Doublebassgeballer im gut gefüllten Zelt los. Die Bandmitglieder machen unterschiedlich viel Show. Während der Keyboarder mit seinem Outfit eher witzig aussieht, gibt der Drummer alles, was die Kessel hergeben. Der Sound ist wirklich 1A und die Songs vom aktuellen Album „Paths“ zünden auch live richtig gut. Hier wird Black Metal allererster Güte zelebriert. Nach den ersten Songs legen die Musiker ihre Nervosität ab und legen die bis dato beste Show des Freitags hin. Beim letzten Song ist die Menge kaum zu bremsen und mosht sich die Nackenwirbel wund. Ergo: Gig allererster Sahne! [Beavis]

Mindcrime

Nachdem ich mir nur den Anfang von Sycronomica angeschaut habe, kehre ich nach ein paar leckeren Pilsletten pünktlich zum Gig von Mindcrime zurück ins Zelt. Und holla: die fünf Jungs geben ordentlich Dampf und haben sofort alle Leute im schon recht vollen Zelt auf ihrer Seite. Stilistisch brettern die Songs im Stile von In Flames durch die PA, wobei Frontman Christoph Weller überwiegend im Power Metal Stil singt und ab und an einige Growls einstreut. Interessante melodische Mischung, die gut nach vorn geht und mit dem Keyboard auch einige sphärische Momente zu bieten hat. Aber warum man ausgerechnet „Only for the weak“ von In Flames covert (und das nicht mal mit viel Dampf dahinter), ist mir ein Rätsel; viel lieber hätte ich noch einen eigenen Song der fünf Jungs gehört. [Döni]

Hate Factor

Man kann es in Sachen Hate Factor eigentlich relativ kurz machen und die ganze Angelegenheit nur mit einem Wort umschreiben: MEGAFETT!!!! Wat die Jungens da runterbrezeln, hat Hand und Fuß, ist auf das Nötigste beschränkt, sprich kein seelenloses und überflüssiges Rumgewichse, wie es heutzutage leider viel zu viele Death Metal-Gruppen meinen zelebrieren zu müssen, sondern einfach nur ein stetiger Groove, der zwar meist relativ simpel erscheint, jedoch einfach nur treffend auf den Punkt kommt und mich (sowie zahlreiche andere Anwesende) von der ersten Sekunde an die Zeltwand gepustet hat. Jedenfalls fliegt ganz gut die Luzi im Zelt. Da die Jungs auch in Sachen Songauswahl nichts zu wünschen übrig lassen (alle vier Stücke von der genialen „Mind Forged Killings“-Mini und auch das fast schon obligatorische „Slave new World“-Cover), bleibt mir nur noch die Frage, wann die Jungs endlich mal nen fetten Vertrag kriegen und den ganzen Metal Core Bubis so richtig die Kauleiste polieren (mal davon abgesehen, dass mit Ausnahme des Brüllwürfels am Mikro das Outfit der Jungs schwer nach dieser Musikrichtung riecht). Live wie auch auf Platte sind die Jungs einfach eine Bank. Daumen hoch! Für mich die Gewinner des Festivals! [Bads]

Delirious

Beim Co-Headliner Delirious, die ihren Gig im letzten Jahr wegen des Sturmes canceln mussten, habe ich schon so dermaßen einen im Kahn, dass meine Notizen, die ich mir während des Auftritts der Thrashveteranen aus Hamm mache, eher Hieroglyphen gleichen. Egal, aus der Erinnerung bleibt mir nur zu sagen, dass es sowohl im Pit als auch auf der Bühne mächtig zur Sache ging. Delirious hatten fast schon ein Heimspiel und nutzten das mit viel Spielfreude und Einsatz aus. Super Gig!

Skyclad

Dann schon eher chillig geht es beim Hauptact Skyclad zu. Erst mal ein Glückwunsch den Dongveranstaltern, dass sie mit den Engländern einen echten Volltrefer landen konnten. Zudem war ich gespannt, wie die Band ohne ihr Aushängeschild Martin Walkyier, der die Band vor ein paar Jahren verließ, klingt. Nun denn, Neufronter Kevin Ridley hat zwar nicht das Charisma seines Vorgängers, aber eine nicht minder schlechte Stimme. Spieltechnisch lassen Skyclad mal gar nichts anbrennen und wissen, mit ihrem Folk Metal gut zu gefallen. So muss geiler Folk klingen! Die Ansagen sind meist witzig, und die Band scheint richtig ihren Spaß auf der Bühne haben – so lässt Georgina Biddle an der Fiddle bei den schnelleren Passagen ihre blonden Locken heftig wirbeln. Ansonsten wird auch vor der Bühne viel getanzt. Alles in allem ein würdiger Headliner für den Freitag, nach dem man ganz entspannt und vergnügt sich noch einigen Bieren widmen konnte. [Döni]

Dong Open Air, Samstag 16.07.2005

Aardvarks

War die Party Freitagnacht lang, ausgiebig und heftig, so ist es mit meinem Kater am nächsten Morgen nicht anders. Nach ein paar Minuten des „Wieder-klar-kommens“ und einem Konterbierchen komme ich gerade noch rechtzeitig ins Zelt, um die letzten Stücke vom Opener Aardvarks zu sehen. Und holla: bereits zu so früher Zeit geht schon einiges ab vor der Bühne. Die thrashige Mischung aus Geballer und Midtempo scheint genau das Richtige zu sein, um dem morgendlichen Kater eins auszuwischen. Nebenbei haben Aardvarks auch die augenfeindlichste Gitarre des Festivals am Start (vielleicht lag es auch an meiner zu diesem Zeitpunkt noch recht hohen Licht- und Grellempfindlichkeit…). Aber warum man eine coole Show mit dem schon zigfach gecovertem Motörheadsong „Ace of spades“ abschließen muss, bleibt mir ein Räsel…

Stormgarde

Die Recklinghauser Stormgarde ziehen auch schon einiges an Publikum. Besonders als Fans von Combos wie Nightwish oder Edenbridge kommt man hier voll auf seine Kosten. Mit solidem Power Metal inklusive netten Keyboardspielereien schippert man hier im Fahrwasser genannter Aushängeschilder des „Pop Metals“ mit Frauengesang. Doch ist die akustische Darbietung von Frontfrau Sabrina auf jeden Fall noch ausbaufähig. Ich jedenfalls verzieh mich nach ein paar Minuten, da besonders die hohen Töne, die daneben gehen, mir doch die Nackenhaare zu Berge stehen lassen.

President Evil

Rotzigen Thrash hauen die Hanseaten von President Evil raus. Gut nach vorn gehen die Songs des Quintetts, die mal ordentlich ballern, mal den altehrwürdigen Spirit des Rock’n’Roll atmen. Zwar nicht unbedingt my cup of tea, haben die Songs für mich null Wiedererkennungswert; der Crowd scheint’s aber richtig zu gefallen. So bildet sich recht fix ein Moshpit, der sich sehen lassen kann. Nach zwei Zugaben beenden President Evil ihre schweißtreibende Show, um nun Platz für etwas ruhigere Töne zu machen.

Skyclad (Akustikset)

Denn nun stand der Akustikgig von Skyclad an, die mich tags zuvor als Headliner gut begeistern konnten. Auch unverzerrt funktionieren die Engländer prächtig, nur kommt bei einem Festival mit großer Thrashschlagseite nur wenig Atmosphäre auf. Klar sind die Songs auch „unplugged“ erhaben, doch wäre ein kleiner verrauchter Irish Pub der bessere Location dafür gewesen. [Döni]

Intense

Intense bieten dem geneigten Publikum auf dem Dong sehr kraftvollen, aber nicht zu schnellen Power Metal. Leider bekommen sie nicht ganz die Reaktion, die sie verdient hätten. Die Jungs geben sich wirklich alle Mühe, können aber nur bedingt Stimmung im Zelt erzeugen. Die Metalheads, die sich vor die Bühne aufhalten, geben sich eher zurückhaltend, obwohl das Zelt mindestens halb gefüllt ist. Die Stimme von Sänger Sean ist kräftig und angenehm tief (im Bereich Power Metal) und erinnert streckenweise an den Sänger der Helden von Virgin Steele. Insgesamt ein überzeugender Gig – mehr Stimmung im Zelt hätte die Jungs bestimmt noch mehr angestachelt und mir mehr als ein „überzeugend“ entlockt. So aber bleibt mir nur zu sagen, dass es sich mit Sicherheit lohnen würde, der Band mehr als ein Ohr zu leihen, wenn man mal über ein Konzert von ihnen stolpert.

Desilence

Desilence bringen die Bay Area auf den Dongberg – zumindest ein Stück weit. Sie warten mit brutalem Thrash Metal auf, bringen aber dennoch das Kunststück fertig, den Groove nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Obwohl der Sound sich leider etwas basslastig präsentiert, kommt man nicht umhin, die Band zu genießen. Der Drummer peitscht die Band unbarmherzig nach vorne. Einige Anleihen bei Pantera sind nicht zu leugnen. Recht schnell füllt sich das Zelt, und es geht wieder einiges an Party. Aufforderungen wie „Kommt doch mal nach vorne, hier ist’s viel kuscheliger!“ werden gern befolgt. Einen Stagediver trägt die begeisterte Menge sogar bis fast zum Bierstand… und wenn das nicht mal ein Zeichen ist! Mit frischem, kühlem Bier in der Hand geht’s dann auch direkt wieder nach vorn – weiterkuscheln. Der aggressive Gesang mit gelegentlichen Screams, die sehr thrashige Musik…super Auftritt der Band! Augen aufhalten nach weiteren Terminen! [Nora]

Excrementory Grindfuckers

Die Spannung vor dem Gig der Excrementory Grindfuckers ist wirklich recht groß bei der nicht gerade kleinen Anhängerschaft der Grindblödis. Die Frage, ob die Jungs diesen Klamauk auch auf der Bühne präsentieren können, schwebt durchs Zelt. Doch schon das herrlich perverse Arschfick-Intro zaubert den Anwesenden ein Grinsen ins Gesicht, das sich auch bis zum Schluss des Gigs nicht mehr verziehen sollte. Um es kurz zu machen: Live kommen solche Brüller wie „You’re my Grind, you’re my Core“, „Grindcore out of Hell“ und „I’ve been looking for Grindcore“ genauso gut an wie auch sonst aus der Konserve. Es entwickeln sich sogar kleinere Pits bei den kurzen Lärmattacken. Als Special Guest wissen sowohl das Billigkeyboard, welches der Oberblödian am Mikro malträtiert, sowie die wirklich schlechten (im positiven Sinne) Ansagen zu gefallen. Man muss wirklich sagen, dass abgesehen von den ultra beschissenen, unfreiwillig komischen Abbadon auf dem Dong 2003, wohl noch nie soviel auf diesem Festival gelacht wurde wie hier.

XIV Dark Centuries

Als Anhänger heidnischer Krachmusik haben die Thüringer XIV Dark Centuries bei mir eigentlich einen kleinen Bonus. Doch muss man leider sagen, dass die „Musik der Hermunduren“ (O-Ton der Gruppe) leider nicht so recht beim nordrhein-westfälischem Publikum ankommt. Ich weiß nicht so recht, was da schief läuft, der Gig ist auch nicht wirklich schlecht, jedoch will der Funke nach den Lachattacken der Grindis nicht so recht überspringen. Vielleicht sind Stücke wie der „Teutonentanz“ einfach etwas zu ernst im direkten Anschluss (besonders bei diesem Stück fällt der nicht gerade ausgereifte, klare „Chorgesang“ der Mannen negativ auf). Ich denke, dass Fans der Gruppe nicht wirklich enttäuscht sind, da die Krieger eine solide Leistung abliefern. Neue Fans werden sie sich jedoch wahrscheinlich eher vereinzelt erspielt haben. Ich persönlich habe mir jedenfalls mehr erhofft. So wird das Land jedenfalls nie christenfrei… [Bads]

Elvenking

Nach einer eher unfreiwilligen Schnarcheinlage meinerseits (ja ja, die pralle Sonne und das böse, viele Bier…) erwache ich leider erst wieder aus dem Koma, als Behind The Scenery ihren letzten Song zum Besten geben. Ich ärgere mich schwarz und muss erst mal ein neues Pils auf den Schock aufmachen, hätte ich mir die Süddeutschen doch nur allzu gerne gegeben. So kann ich mir nur sagen lassen, dass die Jungs mit ihrem sehr melodischen Death Metal super gut ankamen und für klasse Stimmung sorgen. Zu Elvenking bin ich wieder etwas hergestellt. Und hossa: Die Italos bieten eine nette Mischung aus Folkelementen und klassischem Power Metal. Klingt alles in allem wie Skyclad in hart, obwohl sich die Folkteile im Sound von Elvenking natürlich eher unbritisch anhören und einen Touch von den Schunkelmelodien der Landsmänner von Rhapsody haben. Die Jungs jedenfalls haben ordentlich Spass inne Backen und peitschen das Publikum recht gut an.

Finntroll

Einen besseren Einheizer für den Samstagsheadliner Finntroll kann es nicht geben. Auch hier darf vereinzelt geschunkelt werden, wobei aber die deftigen Knüppelparts überwiegen. Hatte ich die Finnen zwar in voller Waldschratmontur erwartet, so werde ich zumindest in dieser Hinsicht enttäuscht, treten Finntroll völlig „normal“ auf die Bühne. Stellenweise kann man sich als Mensch in der Menge nicht entscheiden, ob man lustig pogen oder einfach nur doof rumhüpfen soll. Frontsau Wilska animiert das Publikum immer mehr zum Alkoholkonsum, was besonders der Schreiber dieser Zeilen befolgt, so dass sich über den Rest des Sets ein schwarzer Schleier legt…

Alles in Allem war das Dong Open Air 2005 ein voller Erfolg. Von der Bandauswahl über das Wetter bis zum super Preisleistungsverhältnis hat hier alles gepasst, so dass man davon ausgehen kann, dass auch im nächsten Jahr wieder viele Ahlener am Start sein werden. Hier merkt man noch, dass das Dong ein Festival ist, was von Fans für Fans gemacht wird und nicht krampfhaft versucht wird, dem Metaller soviel Kohle wie möglich aus der Tasche zu ziehen. Wie lässt sich sonst u.a. der Bierpreis von einem (!!!) Euro pro halben Liter Bier erklären?

Meine Wünsche fürs nächste Jahr: Lecker Jever am Bierstand und Osyris, Spirit Corpse, Path Of Golconda und Disillusion auf der Bühne. [Döni]

Autoren: Döni, Beavis, Nora, Bads

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