Arnhem Metal Meeting 2004, Musis Sacrum Arnheim

Arnhem Metal Meeting

Nach wochenlanger Vorfreude auf dieses unglaublich geile Billing ist es endlich so weit. Der verfrühte Nikolaus soll all den unartigen Metallern mit seinem riesigen Stiefel ordentlich in den Hintern treten. Also schnellstens die 180km ins Schlaraffenland gen Arnheim gedüst und dort ist alles von Anfang an perfekt: geiler Parkplatz, schnell die Eintrittcoupons umgetauscht und erstmal umgesehen. Das Musis Sacrum liegt zentral in der Stadt, bietet zwei Konzerthallen in einem und schaut auf den ersten Blick eher nach einem klassischen Konzerthaus aus. Leider ist nirgends ein Veranstaltungskalender zu sehen, aber ich denke dort findet jede Art von Musik seinen Platz. Die große Halle fasst ca. 3000 Zuschauer, die kleine (eine Etage höher) ungefähr die Hälfte. Unten gibt es noch einen Metalmarkt mit wirklich ansehnlichen Preisen, der erstmal unter die Lupe genommen wurde…

Das Aufwärmprogramm

Tjaja, und in bester Reportermanier verpasse ich denn nun auch die erste Band Heidevolk auf der kleinen Bühne und stiefele vom Metalmarkt direkt in die große Halle um mir pünktlich God Dethroned anzuschauen. Diese haben zu früher Stunde (16:20) ihr Heimspiel auf der großen Stage. Vor einer erstaunlichen Menge von Leuten zocken sie in ihren 30 Minuten Spielzeit ein Best-Of-Programm aus ihrer bisherigen Diskografie (u.a. „The Art of Immolation“ und „Villa Vampiria“). Leider vergessen sie vor Freude über die vielen Zuschauer sich zu bewegen, so dass die Szenerie von weiter hinten betrachtet wie ein Standbild wirkt. Und auch der Mischer scheint zu diesem Zeitpunkt seinen Hallo-Wach-Kaffee noch nicht getrunken zu haben, denn der Sound ist unterirrdisch dumpf.

Ziemlich enttäuscht trotte ich dann hoch in die kleine Halle zu den Holländern Inhume, die mir bis dato völlig unbekannt sind. Die Halle platzt fasst aus allen Nähten und plötzlich springen 6 irre Typen auf die Bühne und schlagen richtig herbe Alarm. Keine Sekunde Stillstand auf der Bühne, da rennt und springt jeder umher. Die beiden Sänger Dorus und Joost kreischen und grunzen sich die Seele aus dem Leib. Mit ihrem abwechslungsreichen Grindcore und einem wirklich fantastischem Sound wandert Song für Song ein Circlepit durch die ganze Halle und macht klar, dass diese Jungs hier die wirklichen Local Heros sind. Wirklich klasse, und eine Empfehlung wert.

Der Zeitplan ist wirklich straff und wird perfekt eingehalten. In der großen Halle machen sich die deutschen Blackthrash- Urgesteine Desaster bereit um ihren Hass in die Menge zufeuern. Wirklich erwärmen kann ich mich für dieses räudige Geballer heute leider nicht, und der Mischer ist auch noch nicht wach. Trotzdem wird die Band gut abgefeiert, vor allem von den kuttetragenden Altbangern.

Auf dem Party.San im Vollsuff verpasst, darf ich heute endlich die UK-Grinder Gorerotted bewundern. Leider ohne Mr.Gore, der aufgrund familiärer Probleme die Band verlassen hat. Kein Abbruch, denn der verbliebene Sänger Goreskin und Basser Wilson (heute im Schottenrock auf der Bühne) meistern diese Arbeit genauso vorbildlich und growlen was das Zeug hält. Auch wenn sie meine Lieblingssongs „Stab me till i cum“ und „Put your bits in a concrete mix“ darbieten, ziehen die englischen Hools heute gegen Inhume den kürzeren.

Preludium

Beim Intro von 1349 lasse ich den Blick noch einmal durch die Halle schweifen: Obenrum sind noch Logen (die man heute leider nicht betreten darf) geziert mit Namen großer Musiker wie Wagner, Brahms, Beethoven oder Haydn. Ein wirklich passender Rahmen für den Oldschool-Blackmetal der Musiker um Satyricon-Drummer Frost. Und erschreckend wenige Leute in der Halle… was ich mir wirklich nicht erklären kann. Naja, das Intro läuft, zwei der Pandas betreten mit einer Fackel die Bühne, spucken einmal kurz Feuer und dann geht die Post ab. 30 Minuten sind leider sehr wenig Zeit bei ausufernden Hassbatzen wie „Chasing Dragons“ oder „Aiwass Aeon“ vom aktuellen Album „Beyond the Apocalypse“. Und der Sound ist eher schlimmer als besser geworden. Die beiden Basedrums sind unterschiedlich laut, die Gitarren zu leise und alles ingesamt zu matschig. Aber schlechten Sound ist man bei Blackmetal-Kombos ja gewohnt, und so überhöre ich diesen großzügig. Denn der Auftritt ist wirklich wirklich gut… und böse! Schade das so schnell Schluss ist.

Schon im Vorfeld hatte ich mir die Iren Primordial eigentlich sparen wollen um mal eine Pause zu machen, denn wie schon erwähnt steigen die Bands ohne Übergang in den beiden Hallen auf die Bühnen. Die Musik von Primordial konnte mich bis jetzt nicht überzeugen und Sänger Nemtheanga ist mir als besserer Maler, denn als Musiker in Erinnerung. Trotzdem stapfe ich tapfer in die kleine Halle hoch, um mich u.U. noch einmal positiv überraschen zu lassen. Doch der Schuss geht leider nach hinten los. Der Sinn dieser Mucke bleibt mir heute verborgen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht’s dann mit den Schwulenhassern Impaled Nazarene weiter. Eigentlich mag ich die Mucke ja schon, aber das Image mit dem „Überleader“ Mika Luttinen und seine Kumpanen (alle in Tarnoutfit, der Basser sogar in komplett deutscher Uniform) kokettieren, ist mir einfach keinen Bericht wert.

Da bringen die Amis Suffocation doch direkt mehr Spass. Mr. Mullen ist sichtlich in die Jahre gekommen, 15 Jahre Death Metal hinterlassen halt Spuren. Und trotzdem machen diese Jungs Radau als wären sie gerade mal zwanzig. Mit „Reincremation“, „Breeding the Spawn“ oder „Surgery of Impalement“ ballern diese Typen sich durch ihre komplette Bandgeschichte und haben sichtlich Spass dabei. Und wieder stelle ich fest, das der Sound in der kleinen Halle heute so klar und fehlerlos ist, wie ich es noch nie irgendwo erlebt habe. Wer sich dieses Knüppelvergnügen mal geben will: Suffocation spielen 2005 auf dem Party.San.

Das Finale

Jetzt sind die drei Headliner an der Reihe: In der großen Halle werden Entombed eine Stunde lang lärmen was das Zeug hält. Und für den passenden Sound hat der Mischer auch endlich gesorgt: es ist so verdammt laut, dass selbst Motörhead neidisch würden. Hier spielt eine Legende! Mit neuem Basser Nico Elgstrand und mächtig betrunkenem Sänger L.G. Petrov geben die räudigen Death’n’Roller mächtig Gas durch ein Programm wie es schöner kaum sein kann. Jedes Album von „Left Hand Path“ bis „Inferno“ kommt zum Zuge und der Nacken wird 60 Minuten lang vom feinsten strapaziert.

Und eben erwähnter bekommt mit Unleashed auch keine Pause. Die kleine Halle bebt vor Vergnügen und an Johnny Hedlund’s Gesichtszügen kann man ablesen, das es ihm ebenso geht. Die Setlist wurde gegenüber dem Party.San komplett umgestellt und so kommen die Anwesenden heute in den Genuss von „Shadows in the Deep“, „Attack!“ und im Zugabenteil noch „The Longships are coming“ (vom aktuellen Album „Sworn Allegiance“. Dieser Gig fordert mir übrigens Höchstleistungen ab, da der Kopf sich in Dauerrotation befindet und ich gleichzeitig Fotos schiesse und jede Textzeile mitgrunze. I witnessed Valhalla on Earth!

Auch Samael versuchen dann als letzte Band des Abends ihre lange Bühnenabstinenz wettzumachen und legen überraschend mit „Rain“ und „Shinging Kingdom“ einen furiosen Anfang hin. Trotzdem reicht die Performance lange nicht an die auf der 96er-Passage-Tour heran. Zusätzlich nervt der wie mit Gummibärchensaft abgefüllte Basser Mas einfach nur tierisch. Links auf der Bühne wird den kompletten Gig über ein irischer Volkstanz vollführt, während Vorph wie vereist vor seinem Mikro abhängt und Gitarrist Makro sich ganz weit rechts versteckt. Und im Background steht XY’s, mit mehreren Kameras bestücktes, Keydrum-Gedöns, welches visuell auf zwei Leinwände übertragen wird. Samael spielen in ihrem Set mehr oder weniger die halbe „Eternal“, „Passage“ und einige Songs vom neuen Album „Reign of Light“, doch gegenüber früheren Auftritten ist ihnen einfach der Spirit verloren gegangen. Da helfen auch „The Cross“ und „My Saviour“ im Zugabenteil nicht mehr. Schade!

Das Arnhem Metal Meeting, das in diesem Jahr übrigens zum ersten mal stattfand hat jetzt schon mal einen Fan von den „Duitsers“ mehr. Wirklich perfekt durchorganisiert (obwohl man ruhig 5-10 Minuten Pause zwischen die Auftritte legen könnte) und eine großartige Location.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.