Rumble in the BüZ 2004, Bürgerzentrum Schuhfabrik Ahlen

Freitag, 12.11.2004

Wer aus Ahlen kommt, der weiß, dass das alljährliche Rumble zum Pflichtprogramm eines jeden Musikfans und Metallers gehört. Eigentlich fast jeder, der mal musikalisch tätig war/ist, stand hier zum ersten (und nicht letzten) Mal auf der Bühne. Die Mischung aus offiziellem Teil und Coversession hat uns bisher immer schöne Stunden, viel Alkohol und ein rappelvolles Bürgerzentrum verschafft.

Back Up

Auch dieses Jahr sollte das nicht anders sein. Da es in den letzten Jahren immer wieder Probleme mit dem Zeitplan gab und zudem das 10jährige Jubiläum anstand, wurde das Rumble auf zwei Tage ausgeweitet. Organisator Theo Heming, der zum Rumble gehört wie Uli Hoeneß zum FC Bayern (scheiß Vergleich eines Bayernfan, ich weiß, aber irgendwie treffend), ist zwar anfangs skeptisch, ob das Angebot von der Masse angenommen wird, aber noch während des Auftritts der Beckumer Back Up füllt sich das BüZ immer mehr, bis es aus fast allen Nähten zu platzen droht.

Anders als in den Jahren zuvor hat jede Band nun eine Spielzeit von 30 Minuten (früher waren es 20); und Back Up geben von Anfang an ordentlich Gas. New Rock mit einer ordentlichen Metalschlagseite gibt das Quintett zum Besten, deren Frontmann sich abwechselnd durch sein Set schreit und singt. Zwar liest er die Texte zum großen Teil von einem Notenständer ab (scheint noch nicht so lange an Bord zu sein), hüpft aber in den gesangsfreien Passagen pausenlos auf der Bühne rum und mimt des öfteren den Psychopathen (zwischendurch setzt er eine „blutverschmierte“ Hannibal Lector Maske auf). Doch nach einer Weile geht mir das Pseudo-Psychogehabe auf die Nüsse. Applaus gibt’s am Ende aber trotzdem reichlich.

Waco TX

Bei Waco TX ist der Laden dann gerammelt voll, dass es fast schon eine kleine Weltreise bis zur Theke bedarf. Musikalisch ist hier Rotzrock in der Tradition der Hellacopters und Backyard Babies angesagt, wobei in der Gitarrenarbeit auch leichte Einflüsse der Red Hot Chili Peppers rauszuhören sind. Insgesamt geht die Musik von Waco TX als durchaus tanzbar durch, was einige Leute nun auch vor der Bühne zelebrieren.

Random Trip

Mit Random Trip folgt eine noch recht junge Band, die schon etwas nervös daher kommt – zumal der Saal nun rappelvoll ist, dass auch die Plätze direkt vor der Bühne belegt sind. Der melodische Alternative Rock der Jungs ist nett anzuhören, aber auf jeden Fall noch ausbaufähig. Besonders positiv ist aber das Auftreten des Frontmanns von Random Trip (dessen Namen ich jetzt natürlich nicht weiß), der ausgesprochen locker mit dem Publikum umgeht, der Aktivpol der Band ist und zudem noch die beste Gesangsleistung im offiziellen Teil hinlegt.

Die Coversession Tag 1

Mit der anschließenden Coversession fängt die Party aber nun richtig an. Den Anfang machen ein paar Jungs von Waco TX mit Sänger Dennis Hadrika, der einigen noch von der Band For Fuel bekannt ist (existiert diese Formation überhaupt noch? Habe von denen zuletzt im September 2001 was mitbekommen). „Are you ready rumble?“ grölt Dennis kurz ins Mikro, und schon geht’s los mit Songs von Kung Fu, Selig (unterstützt von einer sehr süßen netten Dame) und Nirvana – natürlich „Smells like teen spirit“. Die Musiker gehen während ihrer Performance voll ab und stecken die Leute vor der Bühne mit ihrer guten Stimmung an, was nicht zuletzt an Dennis liegt, der ein klasse Fronter ist und alles gibt.

Es folgt eine kleine Akustiksession mit Jonas von Black Rust und BüZ-Kellner Dimi sowie einem dritten Herren, die Neil Young’s „Rockin‘ in a free world“ und – völlig geil – JBO’s „Heut ist ein guter Tag zum Sterben“ zum Besten geben. Natürlich wird beim letzten Song fleißig mitgesungen. Songs von den Red Hot Chili Peppers, Muse und Skunk Anansie werden heftig abgefeiert, bevor Theo himself mit den Jungs von Mojo Jazz Mob und Dennis von For Fuel die Bühne entert, um Songs von Type O Negative und – natürlich – Black Sabbath ins Volk zu schmettern. Dabei gehen die Musiker um Theo herum allesamt mächtig ab (interessante Fotos vom Herrn Tollkötter könnt ihr wahrscheinlich demnächst mal hier bewundern), bevor die Mojos den ersten denkwürdigen Tag mit Sloburns „July“ und einem überraschendem Comeback von Sänger Adrian beenden – leider für viele zu früh, die sich von nun an (inklusive des Rezensenten) dem Alkohol widmen.

Samstag, 13.11.2004

Der Rumblesamstag stand eigentlich fast ausschließlich im Zeichen des Metal. Natürlich hatte man schon fast die Befürchtung, dass nach dem exzessiven Freitag (sowohl musikalisch, stimmungs- und alkoholtechnisch) Katerstimmung herrschen könnte.

Straight Fuckin‘ Forward

Daher ist der Saal zu Beginn des Sets von Straight Fuckin‘ Forward nicht wirklich prall gefüllt. Was eigentlich sehr schade ist, denn Spletti, Luchti, Beavis und Oliver brettern ganz gut los. Seit zwei Jahren hatte ich die Band nicht mehr gesehen, und bin mehr als positiv überrascht, denn das Gebolze der Herren geht voll in die Fresse. Bassist Spletti mausert sich als prima Shouter, der ins Mikro brüllt, schreit und faucht, dass es eine helle Freude ist. Stilistisch fahren die Jungs ein Brett auf, das in die Richtung New School Death Metal meets Hardcore geht – höllisch intensiv. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Straight Fuckin‘ Forward in Zukunft nicht mehr so rar machen wie zuletzt.

Insane Mind

Insane Mind hatten mich schon auf Nachwuchswettbewerb überzeugt, und auch heute ist das nicht anders. Frontmann Michael growlt und schreit, was die Stimmbänder hergeben, hat sich mal wieder ein witziges schräges Outfit zugelegt (Feinrippunterhemd unter ’nem Blaumann und Kanadaflagge umme Hüften) und schreitet den größten Teil des Sets durch den Saal – Funkmikro sei Dank. Songs wie „Nimbus 2000“, „Blumen sind wunderschön“ und „Jack LaLaine goes insane“ unterstreichen den Humor der Jungs. Zwischen Blastspeedattacken gibt’s auch ein paar geile, groovige Riffs, die einige Moshpits starten. Schön zu sehen, wie fit der „Nachwuchs“ auf seinen Instrumenten ist und sich seine eigene Nische in der Ahlener Musikszene geschaffen hat.

Die Coversession Tag 2

Nach dem geilen Auftritt von Insane Mind beginnt für einige überraschend früh die Coversession. Den Anfang legen Ahlener Urgesteine wie André Vorlicek, Tobi Kersting und Carsten Przlyluczky mit „Guerilla Radio“ von Rage against the machine, „Chop Suey“ von System Of A Down und, der Hammer, „My Last Serenade“ von Killswitch Engage! Zwar kriegt André den aggressiven Schreipart nur unter großen Anstrengungen hin, der cleane Part sitzt aber.

Danach gibt es eine endlos lange Punksession, die zu großem Gepoge führt. Mir aber behagen die Songs von WIZO, Rantanplan und Co. überhaupt nicht und irgendwann kommt Langeweile auf. Aber bald findet auch dies ein Ende und Leaving Hope entern die Bühne, um ein paar Death Metal Songs (u.a. von Disbelief) in die Menge zu schmettern. Manchmal krieg ich ein wenig Angst vor Sänger Klossi (der ja auch mein Großcousin ist), da der während seiner Performance teilweise so irre aus der Wäsche schaut, dass man sich denken könnte: „Scheiße, gleich dreht der ab“ oder „Gut, dass der jetzt keine Knarre in der Hand hat“. Absolut geil ist die Version des Metallicaklassikers „For Whom The Bell Tolls“: Anfangs halten sich Leaving Hope noch an das Original, um den Klassiker dann wechselweise mit Blastspeeds und Doompassagen explodieren zu lassen. Hammer! Auch fett sind die Versionen von „Bombenhagel“ von Sodom und „Iron Fist“ von Motörhead, unterstützt von Jens Weber an der Gitarre und Beavis am Gesang.

Denkwürdig ist dann auch, was Prometheus dem Mob kredenzen: Ein astreines Manowar-Medley mit Klassikern wie „Power Of Thy Sword“, „Wheels Of Fire“, „Black Wind, Fire and Steel“, undundund… Die Menge nimmt dies dankend hin und mosht, was die Nackenwirbel hergeben. Da noch genügend Zeit übrig ist, kommen auch noch die eigenen Stücke „Lady In Black“ und „Welcome To The Mob“ zum Zuge, bevor das Rumble mit einer weiteren Punksession, die aber niemanden im Saal mehr wirklich zu interessieren scheint, zu Ende geht.

Mit der Entscheidung, das Rumble auf zwei Tage ausdehnen, haben Theo und Co. alles richtig gemacht. Auch Theo war dieser Meinung und ließ schon mal anklingen, dass an diesem Konzept auch im nächsten Jahr nicht geändert werden wird.

Autor: Döni

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